Heute stand ich dank einem Hustenanfall bereits um 5.45 Uhr auf. Um 7.30 Uhr wurde ich von Fernando abgeholt und wir fuhren zum Gericht, das sich in der Altstadt von Bogotá beim Goldmuseum befindet. Da die Hauptverkehrsader der Altstadt gesperrt war, mussten wir einen immensen Umweg mit vielen Staus in Kauf nehmen und benötigten für die Strecke geschlagene 2 Stunden. Grund für die Sperrung war die Ermordung von 4 Geiseln (Polizisten) durch die FARC-Rebellen am Samstag im Amazonasgebiet, für die ein Trauergottesdienst in der Kathedrale und ein Trauerzug durch die Stadt stattfand. An der Straße standen hunderte Polizisten in ihrer Ausgehuniform um ihren 4 Kameraden ihr letztes Geleit zu geben. Mir lief es bei dem Anblick eiskalt den Rücken runter ...
Im Gericht kontrollierten Fernando und ich die Daten (Namen, Passnummern ...) in der Sentencia, dann unterzeichnete ich das Urteil. Danach musste ich noch 90 Minuten im Gericht warten, während Fernando von einem Büro zum anderen lief, um die notwendigen Stempel, Unterschriften und Kopien zu erhalten.
Danach ging es mit dem Taxi zum Geburtsregister von Bogotá im Norden der Stadt, wo der Nachname von Jose auf “Bosch Kunze” geändert wird. Diesen Eintrag nebst einer neuen Geburtsurkunde benötigen wir, um den kolumbianischen und deutschen Reisepass zu beantragen. Leider dauert die Eintragung (mindestens) bis morgen früh 8 Uhr. Fernando ist allerdings skeptisch und meint, dass die Geburtsurkunde eventuell auch erst übermorgen fertig sein wird.
Auf dem Weg zurück gingen wir noch kurz bei Frau Silva im AdA Büro vorbei, um Sie über den aktuellen Sachstand zu informieren. Sie meint aus Ihrer langjährigen Erfahrung, dass eine Flugumbuchung frühenstens auf Dienstag der kommenden Woche möglich sein dürfte. Dies ist allerdings reine Spekulation. Man wird sehen, was sich ergibt, wenn wir dann im Air France Büro vorbeigehen ...
Insgesamt hat die Aktion 6 1/2 Stunden gedauert und ich war erst um 14 Uhr zurück in unserem Apartment. Andrea hat während dieser Zeit die beiden Jungs bespielt, was sehr anstrengend war, da Jose nicht ausgeschlafen hatte. Er schlief gestern erst um 22.45 Uhr ein und wachte um 7.45 Uhr auf - unausstehlich !!!!
Da meine Bronchitis trotz Antibiotika nicht besser wird und seit drei Tagen permanentes Fieber dazukam, haben wir heute mittag eine deutsche Ärztin geholt. Sie war sehr nett und hatte eine ernüchternde Diagnose für mich: meine Bronchitis ist sehr stark. Stirnhöhlen, Nasennebenhöhlen und die Lunge sind voll mit festem Schleim. Bis zur Lungenentzündung und damit zur Fluguntauglichkeit sei es nicht mehr weit. Das Antibiotikum aus Girardot, das ich seit 4 Tagen einnehme, war zu schwach und hat NICHTS bewirkt. Sie verschrieb mir ein neues, starkes Breitbandantibiotikum, mit dem ich nach Ihrer Meinung rechtzeitig fit für den Rückflug werden sollte. Die erste Ration der neuen Droge musste ich heute noch einwerfen. Am Donnerstag schaut Sie nochmals nach mir.
Am Abend aßen wir in der Wohnung selbstgekochte Spaghetti Bolognese. Jose hatte einen Bärenhunger. Alfredo schmeckte es nicht so recht. Er hat starkes Heimweh nach Deutschland. Andrea tröstete ihn und machte ihm eine Caldo (=Fleischbrühe). Um 20 Uhr schliefen dann beide Jungs erschöpft ein. Wir gehen jetzt auch zu Bett, da Andrea morgen früh um 6.45 Uhr abgeholt wird, um zum Geburtsregister zu fahren. Bitte drückt uns weiterhin die Daumen, dass alles zügig klappt.
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