Heute war endlich der große Tag auf den wir über 5 Jahr gewartet haben - weshalb wir alle drei auf Grund der Aufregung auch nicht richtig schlafen konnten. Um 5.30 Uhr sind wir aufgestanden und haben zusammen die Mails gechecked, da es um diese Zeit im Zuetana noch kein Frühstück gab. Wir durften uns bis heute schon über eine Vielzahl toller Mails aus der Heimat freuen. Hierfür vielen Dank an alle! Besonders gerührt hat uns heute morgen die mail der “Geburtshelferin von Alfredo” Astrid Barrios aus München - wir musstten nicht nur eine Träne verdrücken. Aber lieber jetzt noch, denn vor Jose wollten wir keinesfalls weinen (was auch fast klappte).
Nach einem Frühstück mit wenig Appetit machten wir uns schick und warteten auf Hector, der uns zusammen mit Frau Silva zur Regionalsstelle Bogotá des ICBF fuhr. Dort informierten uns zwei Psychologinnen sowie die Leiterin der Adoptionsabteilung des ICBF über den aktuellen Stand bei Jose (was er mag, was er nicht mag, was er isst und trinkt, dass er gerade eine kleine Erkältung hat ...). Dann sollten wir uns mit den mitgebrachten Geschenken bereit machen für die erste Begegnung mit Jose. Jose kam auf dem Arm der Psychologin zu uns und wir nahmen ihn mit offenen Armen in Empfang.
Da es in der Pflegefamilie keinen Mann gab, hat er mich und natürlich Alfredo zum Glück schnell akzeptiert. Nach 10 Minuten mit vielen Tränen konnten wir ihn beruhigen und er schaute sich zum ersten Mal im Zimmer um und musterte seine Geschenke. Frau Silve besprach mit der “Chefin” noch den Zeitpunkt für den Integrationstermin, der überlichweise nach genau einer Woche stattfindet. Wir dürfen bereits in 2 Tagen am Donnerstag, 10.11. kommen und danach im Land frei reisen. Girardot und Sonne wir kommen! Auf dem Weg mit Hector zurück zum Zuetana taute Jose auf und brabbelte zum ersten Mal mit uns. Er spricht nur Babyspanisch und am besten kann er “Gracias” (=Danke) sagen.
Nach einer Inspektion der Wohnung und der Spielsachen spielte Jose mit Alfredo Fussball - liebe VfL-Freunde, er hat echt Talent. Gegen Mittag liefen wir in die Stadt zum Einkaufen und Essen. Alfredo schob als großer Bruder seinen Jose im Buggy durch Bogotá. Da viele schwarze Wolken am Himmel nichts Gutes verhießen, kehrten wir in einer Pizzeria zum Mittagessen ein - echt lecker! Jose interessierte sich allerdings nur für die Chips, die er als Zwischenmahlzeit mitgenommen hatte. Kaum dass wir saßen, fing es an wie aus Eimern zu regnen.
Die Einkaufstour beschränkten wir auf das Wichtigtse im Supermarkt: Schoppenmilch, Fruchtsäfte, Bananen ... halt alles, was Jose wohl mag. Bei Nieselregen gings zurück ins Hotel, während Jose 45 Minuten im Buggy schlief. Mit neuer Energie zurück im Hotel spielten wir den ganzen Nachmittag Fussball sowie mit seinen Autos. Dabei wurde die ganze Zeit Galletas (=Kekse) und Chips vertilgt. Dass er aktuell nur aus einer Trinklerntasse trinkt, die wir noch schnell gekauft hatten, ist wohl überholt. Jede Flasche, die er greifen konnte, wurde mit einem von Papa übernommenen “Eijeijei” kommentiert, aufgeschraubt und in den Mund gesteckt - auch die 1,5 Liter Flasche von uns.
Wenn Papa mit einer Grimasse “Hatschi” machte, schetterte Jose wie eine Waldhexe. Zuckersüß! Papa erhielt am Spätnachmittag auch die ersten 3 Bussis auf die Backe - was für ein Gefühl. Gegen 18 Uhr zeigten sich erste Müdigkeitserscheinungen, obwohl er laut der Psychologin immer erst um 22 Uhr ins Bett geht. Ich versuchte ihn auf meinem Arm mit seiner Schnuffeldecke, die er seit seiner Geburt zum schlafen braucht, in den Schlaf zu bekommen. Dabei hörte ich mit ihm am Laptop gefühlte 50-mal sein Lieblingseinschlaflied von der “Vaca Lola” an (Danke an Youtube). Jose musste immer wieder bitterlich weinen und fand einfach nicht in den Schlaf.
Um 21 Uhr übernahm Andrea, die bis dahin eigentlich nur zum Windelwechsel akzeptiert war. Sie schaffte es in 25 Minuten und weiteren 10-Mal “Vaca Lola” Jose in den Schlaf zu wiegen. Mamas können das wohl einfach am besten - aber vielleicht lags ja auch ein wenig an meiner Vorarbeit. Gegen 22 Uhr konnten wir Jose dann in sein Kinderbett legen und er schlief die ganze Nacht ohne Murren durch. Für uns ging ein langer und erlebnisreicher Tag zu Ende, den wir nie vergesen werden.
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